Große Herausforderungen – intensive Beratungen

Marktgemeinderat war mit vielen Themen zwei Tage in Klausur

SCHIERLING, 22.11.2017. Der Marktgemeinderat hatte sich für die zweitägige Klausurtagung eine breite Themenpalette vorgenommen, die von der wohnbaulichen Weiterentwicklung des Marktes Schierling über den sozialen Wohnungsbau, den Erhalt der Nebenbahnstrecke Eggmühl-Schierling-Langquaid, der Optimierung der Kanalisation und den Hochwasserschutz, den weiteren Herausforderungen bei der Kinderbetreuung, den Rathausneubau bis zum Einführen von eCarsharing reichte. Bei jedem Thema standen externe Experten und solche aus dem Rathaus den Marktratsmitgliedern informierend und beratend zur Seite.

Foto von Ortsplaner Bartsch mit Bgm. Kiendl
Ortsplaner Bernhard Bartsch besprach mit den Schierlinger Markträten die weitere Wohnbauentwicklung

Bürgermeister Christian Kiendl stellte nach den fast zehnstündigen Beratungen fest, dass sich die Klausurtagung als ein sehr wirksames Mittel des intensiven Austausches erwiesen hat. Er war dankbar, dass der Marktgemeinderat bis auf ein erkranktes Mitglied vollzählig vertreten gewesen ist.

Wohnbauentwicklung

Der Ortsplaner Dipl.-Ing. Bernhard Bartsch prognostizierte eine deutlich steigende Attraktivität des Marktes Schierling und einen damit verbundenen weiteren Bedarf an Wohnbauflächen von etwa 34 Hektar. Der Marktgemeinderat sprach sich dafür aus, sowohl den Norden als auch den Süden des Ortes Schierling weiter im Blick zu haben. Außerdem soll in den Gemeindeteilen ebenfalls eine weitere Entwicklung möglich sein. Ein nicht unwesentliches Kriterium werde sein, an welcher Stelle die Grundstücke tatsächlich angekauft werden können. Bartsch hielt es für nötig, den gesamten Flächennutzungsplan zu überarbeiten.

Eisenbahnstrecke

Eine deutliche Mehrheit der Mitglieder sprach sich dafür aus, die Nebenbahnstrecke Eggmühl-Schierling-Langquaid partiell zu sanieren und dafür rund 32.000 Euro auszugeben. Über die Bereitstellung des gleichen Anteils wird der Markt Langquaid beraten und entscheiden. Es handle sich um eine Sofortmaßnahme, sagte Bürgermeister Christian Kiendl, die keinen Aufschub dulde. Denn sonst würde der gesamte Verkehr von der Aufsicht über die Bahnstrecke eingestellt. Dies würde nicht nur bedeuten, dass keine Transporte mehr erfolgen könnten, die Einnahmen bringen, sondern auch, dass möglicherweise damit die Chance vertan würde, die Strecke mittelfristig in ein Schienen-Nahverkehrskonzept des Raumes Regensburg einzubringen. Bei der Sanierungsmaßnahme geht es um ein Teilstück zwischen Walkenstetten und Schierling, in dem vor allem Schwellen gewechselt werden müssen.

Werner  Norgauer und Martin Schröter beim Vortrag
Die Ingenieure Werner Norgauer (stehend) und Martin Schröter informierten über die Kanalisation und den vorbeugenden Hochwasserschutz

Kanalsanierung

Dipl.-Ing. Werner Norgauer stellte die Situation des Kanalnetzes vor. Er hielt eine neue Regenwasserentlastung an der Kellerstraße für richtig und einen zweiten Kanalstrang von der Waldstraße über die Labertalstraße für nötig. Für beide Maßnahmen bestehe aber keine Eile, weil zuerst über den Hochwasserschutz beraten werden solle. Generell wurden die Ursachen diskutiert, die vielfältig sind, in erster Linie aber bei der zunehmenden Versiegelung – oft als Vollversiegelung ohne jede Möglichkeit der Versickerung – auch privater Flächen liegen. Der Bau von Regenrückhalteeinrichtungen sei auch auf Privatgrundstücken ein richtiges Konzept für die Zukunft.

Vorbeugender Hochwasserschutz

Mit „urbanen Sturzfluten“ befasste sich der Vortrag von Dipl.-Ing. Martin Schröter. Er untersucht derzeit im Auftrag des Marktes den Allersdorfer Bach, den Paringer Graben und den Starzengraben, die alle innerhalb des Ortes Schierling in die Große Laber einmünden. Schröter hielt es für die wirksamste Maßnahme, schon weit vor dem Ort Schierling Rückhalteflächen für Starkregenereignisse zu schaffen. Dazu sei es allerdings erforderlich, dass die Grundstückseigentümer abgabebereit sind. Außerdem sollten die Bäche wieder in die sich windende Form gebrachten und ihnen ein breiteres Bachbett ermöglicht werden, um das Regenwasser nicht so rasant abzuleiten. Schröter untersucht vor allem derzeit auch alle Durchlässe und Brücken, die sich bei einem starken Anschwellen der Bäche schnell als Barrieren erweisen können.

Bgm. Christian Kiendl überreicht Albert Dischinger eine Geschenkkistchen mit Schierlinger Spezialitäten
Albert Dischinger von der Regierung der Oberpfalz sprach über sozialen Wohnungsbau

Sozialer Wohnungsbau

Albert Dischinger von der Regierung der Oberpfalz stellte die Ziele und die Förderprogramme für den staatlich geförderten – sozialen - Wohnungsbau vor. Mit seinen Zuschüssen versuche der Freistaat Bayern attraktiv zu werden für private Investoren, um damit die Höhe der Mieten sozialverträglich zu halten. Verbunden sei damit die Zusage der Investoren, dass sie 25 Jahre lang an Menschen mit geringem Einkommen vermieten. Diese Einkommensgrenzen seien aber so hoch, dass der staatliche geförderte Wohnungsbau „voll in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.“ Bauamtsleiterin, Architektin Nina Kellner stellte das von einem Privatinvestor geplante Vorhaben mit 18 Wohnungen vor. Diskutiert wurde vor allem über die Zahl der Stellplätze, wobei Dischinger dafür warb, dass beim sozialen Wohnungsbau im Einzelfall eine Abweichung von der Stellplatzverordnung möglich sein soll.

Gerda Rittner beim Vortrag
Gerda Rittner, die Leiterin des Hauses für Kinder „Grüne Villa“

Kinderbetreuung

Gerda Rittner, die Leiterin des Hauses für Kinder „Grüne Villa“ Eggmühl stellte die Situation der Kinderbetreuung vor. Derzeit sei der Bedarf gedeckt, doch ergebe sich für das nächste Jahr ein weiterer Bedarf für eine Kindergartengruppe in Eggmühl. Bürgermeister Kiendl betonte, dass dafür das ehemalige Sparkassengebäude erworben wurde, das bis zum Herbst 2018 für die Betreuung von 25 Kindern umgebaut werden soll.

Nina Kellner beim Vortrag
Klimaschutzmanager Franz Hien warb für das Projekt „eCarsharing“ der Kommunalen Energie Regensburger Land eG (KERL eG)

Rathausneubau

Zum Wettbewerb für den Rathausneubau erklärte Nina Kellner sehr ausführlich den gesamten Prozess und dessen Chancen. Voraussetzung für die Auslobung sei ein erarbeitetes Raumprogramm. Sobald der Entwurf dafür erstellt ist, werde dieser mit dem Marktgemeinderat diskutiert, versicherte der Bürgermeister. Außerdem sei für Ende Januar bereits die Besichtigung von drei relativ neuen Rathäusern terminiert.

Elektroauto teilen

Klimaschutzmanager Hien beim Vortrag
Klimaschutzmanager Franz Hien warb für das Projekt „eCarsharing“ der Kommunalen Energie Regensburger Land eG (KERL eG)

Klimaschutzmanager Franz Hien stellte das eCarsharing-Projekt der Kommunalen Energie Regensburger Land eG (KERL eG) vor. Nach einer zweijährigen Erfahrung mit einem erfolgreichen Projekt plane die Genossenschaft, 8 Elektroautos zu leasen. Eines davon soll in Schierling stationiert werden. Die Markträte standen dem Projekt positiv gegenüber und Hien konnte sich vorstellen, dass das Auto beim neuen Haus für Kinder im Wohnbaugebiet „Am Regensburger Weg“ stationiert wird. Dort wird eine E-Ladesäule errichtet. Dieses Elektroauto kann jeweils für eine kurze Zeit gemietet werden und Hien sah damit die Chance verbunden, dass insbesondere Familien auf ein Zweitauto verzichten können, wenn sie wissen, dass sie trotzdem auch zu zweit mobil bleiben. Die Details werden im Frühjahr mit dem Anlaufen des Projekts vorgestellt.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner