Größte Chancen im Norden

Marktgemeinderat beriet bei Klausurtagung über die zukünftige Wohnbauentwicklung der Gemeinde

SCHIERLING, 19.04.2017. Über die Frage, an welchen Stellen innerhalb der Orte des Marktes Schierling neues Baurecht geschaffen wird, entscheidet allein der Marktgemeinderat – und nicht ein Ausschuss oder gar das Kommunalunternehmen. Denn die Hoheit, einen Bebauungsplan als Satzung, und damit als Ortsrecht, zu erlassen, hat aufgrund der Vorschriften für die Gemeinden in Bayern allein der Marktgemeinderat. Deshalb traf sich das Gremium jüngst zu einer Klausurtagung, um mit den Ortsplaner Dipl.-Ing. Bernhard Bartsch die Strategie für die wohnbauliche Weiterentwicklung in den nächsten Jahren zu beraten.

Bürgermeister Christian Kiendl erinnerte an das große Interesse an Wohnbauflächen in Schierling, das nicht zuletzt auf die günstige Lage des Marktes im Raum Regensburg zurückzuführen ist. Er erinnerte allerdings auch daran, dass in der Vergangenheit nur dort Baurecht geschaffen wurde, wo die Grundstücke von der öffentlichen Hand vorher erworben werden konnten. Gerade diese Möglichkeit des Ankaufs sei nicht leichter geworden in den letzten Jahren. Doch habe der Markt über das Kommunalunternehmen jede Chance genutzt, um Tausch- und Ersatzland zu erwerben, das den Kauf von Bauland erleichtern kann.

Stadtplaner und Landschaftsarchitekt Bernhard Bartsch stellte eingangs die Frage: „Wie hat ihre Gemeinde vor 30 Jahren ausgesehen und wie wird sie in 30 Jahren aussehen?“ Er meinte damit allein die Gestalt der Gemeinde, insbesondere des Hauptortes Schierling. Denn dass sich Schierling in den anderen Bereichen, etwa bei der gewerblichen Entwicklung oder der Ortskernentwicklung enorm verändert hat, das ist augenscheinlich. Bartsch stellte fest, dass Schierling organisch gewachsen sei, und zwar immer im Sinne der Erhaltung des Ortsbildes.

Aktuelles Wohnbaugebiet in Schierling
Der Marktgemeinderat Schierling befasste sich bei einer Klausurtagung mit der Strategie für die wohnbauliche Weiterentwicklung in den nächsten Jahre, die sich für den Ort Schierling weiterhin im Norden anbietet

Sorgsamer Umgang mit Flächen

Bartsch stellte den Mitgliedern des Marktgemeinderates den Entwurf für ein Wohnbauentwicklungskonzept detailliert vor. Er stellte fest, dass der Markt Schierling schon immer sorgsam mit seinen Flächen umgegangen ist. In den letzten 30 Jahren habe es deshalb keine Veränderungen gegeben, die sich heute negativ auswirkten. Ausschlaggebend für die Berechnung von künftigen notwendigen Flächen zur Wohnbauentwicklung sei die prognostizierte Einwohnerentwicklung. Ausgehend von einer moderaten Entwicklung rechnete Bartsch in 15 Jahren mit etwa 8.900 Einwohnern. „Betrachtet man die Bauentwicklung und rechnet man leichte Verdichtungen ein, wird sich eine Bedarfsfläche von etwa 41 Hektar ergeben“, so Bartsch. Bei der Flächendarstellung wurden dabei auch vorhandene Baulücken und jeder einzelne Gemeindeteil untersucht. Der Planer erklärte, dass es sich bei der Wohnbauentwicklung nicht nur um eine bloße „Flächenschacherei“ handele, sondern um die Entwicklung guter städtebaulicher Konzepte, die auch in 30 bis 40 Jahren noch nachwirken. Das sei das Ziel, dass auch neue Generationen darin nach Umgestaltungen noch Wohnen können und sich keine Leerräume ergäben.

Beste Perspektive im Norden

Allerdings ist der Bedarf nach Flächen die eine Seite, und die Siedlungsstruktur die andere, so Bartsch. Es werde nach vorhandenen Flächen gesucht und gleichzeitig auf die Trennung von unverträglichen Nutzungen geachtet. Im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung soll sich der Ort nach Bartsch nah am zentralen Versorgungsbereich entwickeln.

Die größten Entwicklungschancen am Hauptort sah er deshalb weiterhin im Norden von Schierling. Die Nähe zum Ortszentrum mit seiner Infrastruktur, zu den Schulen und Sportstätten seien ausschlaggebend. Im Süden von Schierling hielt er noch kleinere Entwicklungsflächen für möglich. Allerdings seien eventuelle Unverträglichkeiten mit dem Gewerbegebiet „An der Fruehaufstraße“ sowie mit der vorhandenen Südumgehung zu beachten. Ein weiteres wichtiges Thema sei die Entwässerung – insbesondere die Beseitigung des Niederschlagswasser - der Entwicklungsflächen. Es müsse beachtet und geprüft werden, wie das Wasser weggebracht werden kann. Oberstes Ziel sei dabei, das Wasser dort zurückzuhalten, wo es entsteht. Die Rückhaltung auf den einzelnen Grundstücken wird in Zukunft unumgänglich sein.

Kleinere Gemeindeteile

Ebenso ausführlich wie die weitere Entwicklung des Hauptortes wurde mit Bartsch über die Möglichkeiten in den kleineren Gemeindeteilen diskutiert. In Unterdeggenbach sei eine Entwicklung nur mehr im Süden möglich, so der Planer. Auch wenn in Pinkofen eher eine Entwicklung innerorts stattfinden werde, so sei zusätzlich der Westen zu nennen, was einen kompakten Abschluss des Ortes in den Außenbereich hinein ermögliche. In Birnbach könnte eine weitere Entwicklung im Nordosten stattfinden. Im Anschluss an das bestehende Baugebiet konnte sich Bartsch weitere Flächen vorstellen. In Zaitzkofen wird die Entwicklung im bereits ausgewiesenen Baugebiet stattfinden, aber auch kleinere Flächen im Anschluss an das Schützenhaus werden möglich sein. In Inkofen gibt es Entwicklungsflächen im Norden und Bartsch wurde mit auf dem Weg gegeben, sich auch noch Gedanken über weitere Flächen im Südwesten zu machen. In Unterlaichling ist die größte Entwicklung im Südosten, rechts an der Kreisstraße von Schierling kommend, vorgesehen. Diese Fläche ist bereits im Flächennutzungsplan enthalten und sollte darin belassen werden, so Bartsch. Im Westen von Unterlaichling wird landwirtschaftliche Nutzung betrieben und somit sei eine Wohnbauentwicklung dort ausgeschlossen. Alternativ wurde eine Planung in Richtung Kolbing ins Gespräch gebracht, was Bartsch prüfen wird. In Buchhausen sei im Süden bereits eine Fläche im Flächennutzungsplan vorhanden und diese biete wohl auch die beste Option unter den örtlichen Gegebenheiten. Im Nordosten wird noch eine Alternativfläche angedacht werden. In Oberdeggenbach ist eine Fläche im Nordosten in der Nähe des Kinderspielplatzes vorhanden und wird auch im Konzept belassen. Eine Alternativfläche wird beim Dorfgemeinschaftshaus dargestellt.

Strukturiert vorausgedacht

Zum Abschluss der Klausurtagung gab der Planer den Marktgemeinderatsmitgliedern mit auf den Weg, das Wohnbauentwicklungskonzept im Marktgemeinderat in der nächsten Zeit beschließen zu lassen. „Dieses dient als Grundlage zur weiteren Flächennutzungsplanung“, so Bartsch. Er fasste zusammen, dass Schierling ein positives Beispiel in Sachen Flächenumgang ist. Er begleite jetzt Schierling schon seit vielen Jahren und in Schierling werde immer schon strukturiert vorausgedacht. „Eine ‚Salamitaktik‘ gibt es bei Ihnen nicht“, so Bartsch.

 
Text: Irene Berger/Fritz Wallner
Foto: Irene Berger