Schäfflertanz begeisterte die Massen

„Aushängeschild auf das der Markt Schierling stolz ist“

SCHIERLING, 08.02.2017. Tausende Besucher bestaunten und bejubelten bei herrlichem Sonnenschein die 16 Aufführungen des Schäfflertanzes, der nur alle sieben Jahre gezeigt wird und zum ersten Mal unter der Leitung von Markus Dafner stand. Nach den Worten von Bürgermeister Christian Kiendl ist der Markt Schierling stolz auf die Truppe des TV Schierling, die er als Aushängeschild Schierlings seit der Gründung vor gut 82 Jahren sieht.

Die Schäfflertanzgruppe des TV Schierling begeisterte am Sonntag tausende von Besuchern mit 16 Aufführungen des Tanzes, beim dem g'standne Männer ihre Beine wie Ballettdamen hoben und Figur um Figur zusammenstellten sowie Kasperl die Menschen erfreuten

Kinder als Zuschauer der Schäffler vor dem Rathaus

Auch junge Zuschauer und Zuschauerinnen beobachteten gespannt die Tänze

Seit Mitte Oktober trainierte Markus Dafner als Nachfolger von Hermann Zormeier jede Woche mit seiner rund 40-köpfigen Truppe. Tänzer, Fassschläger, Bogenschwinger, Kasperl und manch andere waren dabei. Mit dem Einstudieren des Tanzes haben sich die Mitwirkenden sehr viel Trainingsfleiß verordnet. Vor dem ersten offiziellen Auftritt wurde am Sonntagvormittag bei der Schule noch eine Generalprobe absolviert, die TV-Vorsitzender Richard Rohrer ebenso verfolgte wie er den ganzen Tag an der Seite der Schäffler war. „Die Spannung steigt!“, stellte Rohrer fest, die Mienen der Akteure waren freudig und ernst zugleich, Markus Dafner erwies sich schon da als ruhig, souverän und mit seinem weiß-blauen Fähnchen gab es keinen Zweifel: er war der Chef. Das sollte den ganzen Tag anhalten.

Hoch das Bein

Die Blaskapelle Donaustauf spielte insgesamt 80-mal die langsame Polka, die nach "dararam-dam-dam, daradam-dam-dam" klang und zu der die g'standnen Männer ihre Beine wie Ballettdamen hoben, Figur um Figur zusammenstellten, dazwischen juchzten und die Kasperl auf der Straße ein Rad drehten, mit der Sammelbüchse klapperten und ein Glaserl Schnaps anboten sowie die Reifenschwinger mit einem kleinen Schnapsglaserl im Ring balancierten. Getanzt wurden Figuren mit den Namen „Schlange“, „Laube“, Kreuz“ und als Höhepunkt die "Krone", die jedes Mal tosenden Beifall auslöste. Dafner begrüßte jeweils die Gäste und dankte den Sponsoren während die Akteure ein dreifaches "Hoch, hoch, hoch" auf die Geldgeber ausriefen.

Die "Krone" als Höhepunkt des Tanzes

Höchste Anerkennung

Im Rathaus empfing Bürgermeister Christian Kiendl das gesamte Ensemble und die Mitglieder der Feuerwehr, die für frei Straßen sorgten. „Der Markt Schierling ist stolz auf euch und deshalb danke ich im Namen des Marktes Schierling sehr herzlich für dieses Engagement!“, sagte Kiendl. Nach der Legende gehe der Ursprung des Schäfflertanzes auf die Pest zurückgeht, die nicht nur München, sondern auch Schierling getroffen hatte. Im Jahre 1627 wütete sie 19 Wochen in Schierling und darauf gehe der jährliche Bittgang nach Hausen zurück. „Warum tanzten die Menschen gerade in einer solchen Situation, in einer solchen Not?“, fragte der Bürgermeister.

Tanz als Lebenselixier

Weil der Tanz Leid vertreiben kann, und zwar in den Köpfen und in den Herzen, und weil er das normale Leben wieder mobilisieren könnte. Er zitierte das Werk „Ich tanze solange ich kann“ des jungen Models Sylvia Sassonov, die an der unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose (MS) erkrankt ist. Mit dem Hinweis auf den Tanz stelle sie sich der wichtigen Herausforderung ihres Lebens, nämlich Mut und Zuversicht angesichts scheinbar unentrinnbarer Hoffnungslosigkeit zu finden. „Der Tanz als Teil einer Therapie! Der Tanz als Ausdruck der Hoffnung!“, das könnten wohl Motive für den Schäfflertanz gewesen sein, sagte Kiendl.

Kappeninnenrand mit eingetragenen Jahreszahlen

Dieser Kappeneintrag dokumentiert 35 Jahre Schäfflertanz

Erfahrene und junge Tänzer

Er sei dankbar all denen, die über die Jahrzehnte hinweg dabei gewesen sind – und nannte dabei Erwin Diermeier, Hans Höglmeier und Matthias Hausler, die schon seit etwa 40 Jahren in ihrem Hut die Regel- und Sondertermine vermerkt haben. Und er hob Hermann Zormeier ebenso hervor, der im Jahre 1982 zum ersten Mal das Training für die Gruppe übernahm wie die vielen jungen Leute, die zu den Schäfflern neu gestoßen sind. „Es erfüllt uns alle mit Freude, dass die Jugend bereit ist, Traditionen zu bewahren, sich ihnen zu stellen und damit den Menschen aus Schierling und Umgebung eine große Freude zu machen“, so Kiendl.

Interview mit Markus Dafner

Markus Dafner

Der 34-jährige Markus Dafner steht auf einem kleinen Fass vor seiner Gruppe, die zum ersten Mal seinem Takt folgt. Wir sprachen mit ihm:

Markus Dafner, was war ausschlaggebend dafür, dass du der neue Chef bist?

Dafner: Hermann Zormeier hat gemeint, ich würde die Gruppe künftig am würdigsten vertreten. Dieses Vertrauen hat zu meiner spontanen Zusage geführt.

Seit wann sind sie schon bei den Schäfflern?

Dafner: 1996 war ich Fahnenträger, 2003 und 2010 Tänzer und auch 1999 bei der Sonderaufführung war ich dabei. Außerdem bin ich schon seit 27 Jahren Mitglied der Blaskapelle des TV Schierling.

Wie erfolgt die Auswahl neuer Tänzer?

Dafner: Das Interesse an einer Teilnahme ist groß. Die Kinder von bisherigen Mitwirkenden haben Vorrang.

Wie habt ihr euch weiterentwickelt?

Dafner: Weil viele zusammengeholfen haben, konnten wir neue Bögen, Schwingreifen, Schaber und Kasperlgewänder erhalten. Das Fass wurde in München überholt, und zwar bei dem Fassmacher, der das auch mit den Oktoberfest-Fassln macht.

Stimmen zu den Aufführungen

Christa Jungmayer

Christa Jungmayer zollte größten Respekt für das Engagement der vielen Akteure, die erkennbar mit Herzblut dabei gewesen sind. Begeistert und beeindruckt hat sie die Legende von der Pest, und dass die Menschen damals tanzend auf die Straße gegangen sind um wieder Freude zu haben, so wie die ganze Truppe heute sehr viel Freude verbreitet hat.

Adolf Schweiger

Adolf Schweiger, Seniorchef von Labertaler Heil- und Mineralquellen, ermöglichte als einer der Sponsoren an diesem Tag das Hochhalten der Tradition. Er war voll Bewunderung für die Schäfflertanzgruppe, die unverdrossen 16 Mal auftrat. Das sei eine herausragende Leistung, die aber von den jungen Leuten mit ihrem Enthusiasmus wohl leicht zu schaffen war.

Eva Kindler

Eva Kindler war begeistert von der Stimmung, von den Aktiven und vom Publikum. Ihrem vierjährigen Sohn gefiel es sogar so gut, dass die Mama mit ihm bei fünf Aufführungen dabei sein musste. Und er hat seiner Mama schon eröffnet, dass er auch einmal Schäfflertänzer werden möchte. Die Zukunft sei also gesichert, freute sich die junge Mutter mit ihrem Sprössling.

Heribert Bauer

Heribert Bauer war froh, dass diese Tradition hochgehalten wird und dass damit wieder einmal ins Bewusstsein gerufen wurde, welch dunkle Zeiten es schon gegeben hat. Bei aller Freude schade es nicht, dabei nachzudenken, wie geht es den Menschen heute bei uns gehe. Es freue ihn sehr, dass so viele Mitwirkende Zeit und Mühe einsetzen für das sehr gute Gelingen.

Nadine Niebauer

Nadine Niebauer, die junge Moderatorin aus dem Regensburger Funkhaus, war zum ersten Mal als Kasperl Teil des Ensembles. Kasperl deshalb, weil nur die Männer tanzen dürfen. Sie war begeistert von der Begeisterung der Bevölkerung. Ihr hat es auf alle Fälle richtig Spaß gemacht, dass die Leute schon vom Vormittag weg mitgegangen sind und eine Riesengaudi hatten.