Planungsverband Schierling-Langquaid gegründet

Aufgabe ist die Flächennutzungsplanung für das ehemalige Munitionshauptdepot Schierling

LANGQUAID/SCHIERLING, 19.12.2016. Der Planungsverband Schierling-Langquaid „Vernetzung-Entwicklung-Niederbayern-Oberpfalz 4.0“ (VENO 4.0) ist gegründet und die Satzung wurde einstimmig beschlossen. Er hat im Sinne einer interkommunalen Zusammenarbeit die Aufgabe der Flächennutzungsplanung für das Gebiet des ehemaligen Munitionshauptdepots Schierling. Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl sprach im Langquaider Rathaus von einem „historischen Moment“, weil beide Gemeinden an einem Strick ziehen und die Vernetzung das Thema der Zukunft ist. Sein Langquaider Kollege Herbert Blascheck sprach vom gegenseitigen Vertrauen sowie einer offenen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die den Planungsverband prägen sollen.

Bgm. Christian Kiendl und Bgm. Herbert Blascheck
Die beiden Gemeinden Schierling und Langquaid ziehen bei der künftigen Nutzung der ehemaligen Muna an einem Strang und haben deshalb einen gemeinsamen Planungsverband gegründet, dem die Bürgermeister Christian Kiendl (links) und Herbert Blascheck (rechts) abwechselnd vorstehen werden

Seit Ende des Jahres 2009 steht das ehemalige Munitionsdepot weitgehend leer. Von Anfang an bestand die Absicht der gemeinsamen Überplanung des Geländes, das der Planungshoheit der beiden Gemeinden entzogen war, weil es sich um eine militärische Anlage handelte. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat im Auftrag des Bundes bereits im Jahre 2010 das Gelände zum Verkauf ausgeschrieben und die beiden Markträte haben sich damals zusammen verschiedene Konzepte von Interessenten angeschaut. Am Schluss überzeugte das vom Brennberger mittelständischen Unternehmer Ernst Aumer präsentierte Entwicklungskonzept am besten.

Über die Jahre hinweg ergaben sich immer wieder neue Hürden von verschiedenen Seiten, die eine konkrete Planung verhinderten. Es ging um Altlasten, Haftungsfragen und den Vorschlag, dort Asylbewerberunterkünfte unterzubringen. Anfang 2016 haben die beiden Gemeinden die Gründung des Planungsverbandes vereinbart und im Frühjahr förmlich beschlossen. Am Donnerstagabend tagte zum ersten Mal die Verbandsversammlung des Planungsverbandes, die aus jeweils zehn Mitgliedern der beiden Gemeinden – ausschließlich Bürgermeister und Gemeinderäte – besteht. Sie beschloss einstimmig die Satzung als Grundlage für die Arbeit der nächsten Zeit.

Bürgermeister Blascheck sagte, dass jetzt in eine „echte Planungsphase“ eingetreten werde. Die Gründung des Planungsverbandes sei ein deutliches Zeichen der Verantwortung und ein wichtiges Signal an die Bürger, dass es die beiden Gemeinden ernst meinen. „Wir müssen die Chancen jetzt konsequent nutzen und dafür sorgen, dass es zu einer guten Entwicklung kommt“, so Blascheck. Er bat um eine von gegenseitigem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit. Denn so könne die Heimat gemeinsam entwickelt werden und es würden wichtige Akzente gesetzt. Eine solche Zusammenarbeit von zwei Gemeinden sei nicht alltäglich und deshalb sei ein spannender Prozess zu erwarten.

Bürgermeister Kiendl stellte fest, dass es Zeit sei, sich von alten Denkmustern zu verabschieden. Es gehe nicht um einen Konflikt zwischen Natur und Wirtschaft, und damit auch nicht um einen Konflikt zwischen Verbänden und Behörden. Es gehe nicht um einen seit urdenklicher Zeit behaupteten Wettbewerb zwischen Schierling und Langquaid – „wobei dieser grundsätzlich nicht negativ ist und zu guten Ergebnissen führen kann“, so Kiendl. „Die Zukunft ist die Vernetzung! Auch unsere Zukunft.“, fuhr er fort. Es gehe um die Vernetzung aller Interessen und Gruppen, um daraus den größten Vorteil im umfassenden Sinn zu ziehen. Dies gelte auch für den Wirtschaftsraum Schierling-Langquaid. Kiendl erinnerte daran, dass von Anfang an außer Frage gestanden sei, dass ein großer Teil – der größte Teil – des Muna-Geländes naturbelassen bleibt. Dass ein anderer Teil der Wirtschaft dienen soll, das liege auf der Hand. Investoren würden nur darauf warten, dass das Gelände – oder wenigstens ein großer Teil davon – einen neuen Eigentümer bekommt, der die Türen öffnet für eine sanfte, dem Gelände entsprechend verträgliche neue Nutzung. „Ich bitte sie herzlich: Packen wir an! Schierling und Langquaid vernetzt wie zu keiner Zeit vorher“, schloss Kiendl.

Die Verbandssatzung wurde ausführlich behandelt. Sie sieht vor, dass der Planungsverband als eigenständiges Konstrukt einen eigenen Haushalt hat, der in der Gemeindeverwaltung Schierling geführt wird. Die Kosten teilen sich die beiden Gemeinden jeweils zur Hälfte. Zusätzlich wird angestrebt, dass möglichst rasch eine schriftliche Vereinbarung darüber geschlossen wird, dass auch Einnahmen, wie etwa Gewerbesteuereinnahmen, künftig ebenfalls hälftig aufgeteilt werden.

Der Vorsitz in der Verbandsversammlung wechselt jeweils nach einem Jahr zwischen den beiden Bürgermeistern. Es beginnt Christian Kiendl aus Schierling.

Die erste konkrete Aufgabe ist die Beauftragung eines Planers. Die beiden Bürgermeister wurden beauftragt, mit verschiedenen fachlich geeigneten und interessierten Architekturbüros Vorstellungsgespräche zu führen und dann der Verbandsversammlung einen Vergabevorschlag zu machen.

Am Schluss sahen die beiden Bürgermeister im harmonischen Verlauf der Versammlung ein wichtiges Zeichen des gegenseitigen Vertrauens.

Die ehemalige „Muna“

Das 176 Hektar – 1.760.000 Quadratmeter – große Areal liegt zu 69 Prozent auf dem Gebiet des Marktes Schierling und zu 31 Prozent auf dem Gebiet des Marktes Langquaid. An der Langquaider Zufahrt steht der ehemalige Verwaltungsbereich Eichbühl. Über das ehemalige Schierlinger Tor ist ein unmittelbarer Anschluss an die B 15neu möglich. Derzeit wird geprüft ob Teile des Geländes als Ausgleichsflächen für Maßnahmen des Bundes geeignet sind.

Der Name

In der Präambel der Satzung wird darauf verwiesen, dass sich die Märkte Schierling und Langquaid bereits im Jahre 2010 zum Ziel gesetzt haben, das Gelände gemeinsam so zu überplanen und städtebaulich so zu entwickeln, dass möglichst neue Arbeitsplätze geschaffen werden, um den Arbeitsplatzverlust durch die Auflösung des Depots auszugleichen, das Gelände insgesamt nachhaltig ein positives Image behält, die einheimische Bevölkerung auch einen Nutzen davon hat, etwa durch mögliche Frei-zeitangebote, und auf Dauer für beide Gemeinden Steuereinnahmen gesichert sind. „Der Planungsverband VENO 4.0 hat in besonderer Weise das Ziel der Vernetzung von Kommunen, Betrieben, Dienstleistern, Flächen und Nutzungen im Sinne der Natur, der Wirtschaft und der Erholung gleichermaßen“, heißt es in der Präambel der Satzung. Der Planungsverband habe die Aufgabe, die beiden beteiligten Gemeinden in die Lage zu versetzen, auch durch die Nutzung des ehemaligen Munitionshauptdepots für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Die Zusammenarbeit über Gemeinde-, Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen hinweg werde mit dem Namen „Vernetzung-Entwicklung-Niederbayern-Oberpfalz 4.0“ (VENO 4.0) besonders deutlich, hieß es.

 
Text und Foto: Fritz Wallner