Feuerwehren übten Einsatz bei Chemie-Unfall
Auftakt zur Brandschutzwoche war diesmal in Schierling
SCHIERLING, 27.09.2016. Zum Auftakt der Brandschutzwoche hat die Landkreis-Feuerwehrführung Regensburg für die zentrale Großübung einen Gefahrgutunfall beim Automobilzulieferer SMP im Schierlinger Gewerbegebiet „Am Birlbaum“ angenommen. Dort sollte ein Tank mit „Hydro-Spülverdünnung“, ein beim Lackieren notwendiges Lösemittel, leck geworden sein. Annähernd 200 Feuerwehrleute aus dem gesamten südlichen Landkreis bargen zusammen mit dem Malteser Hilfsdienst Verletzte, dekontaminierten Mensch und Material.
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Bei der Feuerwehrgroßübung zum Auftakt der Brandschutzwoche wurde ein Gefahrgutunfall in einem Schierlinger Gewerbebetrieb angenommen, und deshalb galt es vor allem, die kontaminierten und verletzten Personen zu bergen, reinigen und zu versorgen |
Die Besonderheit und Ernsthaftigkeit der Situation, der qualifizierte Umgang damit und eine gewisse Anspannung waren Kreisbrandmeister Wilfried Hausler - als Kommandant der Schierlinger Wehr mit 40 Einsatzkräften gleichzeitig auch Einsatzleiter - sowie den angerückten Spezialkräften ins Gesicht geschrieben.
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Einsatzleiter KBM Wilfried Hausler mit KBR Wolfgang Scheuerer und KBI Thomas Diez
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Einsatzleiter Wilfried Hausler
„Wenn die Katastrophe kommt, sind wir bereit. Komm, hilf mit“, ist das Motto der Brandschutzwoche und Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer sah darin die Botschaft, dass die Feuerwehr heute zu jeglichen Einsätzen gerufen wird. Außerdem seien aufgrund der Erfahrung der letzten Jahre vermehrt auch andere Menschen bereit zum Helfen, doch „helfen will gelernt sein!“, so Scheuerer. Das bewusst zu machen und auch um Nachwuchs zu werben, sei ebenfalls ein Ziel der ganzen Woche.
Neugierde der Jungfeuerwehrler
Über zwanzig Jungfeuerwehrleute aus den 11 Feuerwehren des Marktes Schierling beobachteten das Übungsgeschehen und wurden von Eggmühls Kommandant Alfred Werkmann immer auch im Detail auf dem Laufenden gehalten. Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl sah in der gut zweistündigen Übung „einen eindrucksvollen Beweis der qualifizierten Einsatzbereitschaft der Feuerwehren“, für den der Dank nicht groß genug sein könne.
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Eggmühl Kommandant Alfred Werkmann (rechts) begleitete die stauenden und lernenden Jungfeuerwehrler |
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Bürgermeister Kiendl und Kreisbrandrat Scheuerer |
Lösungsmittel ausgelaufen
Zum Szenarium: Bei SMP gibt es einen 20000-Liter-Tank mit einem Lösemittel, das für das Lackieren der Tausende Stoßfänger notwendig ist, die täglich durch rund 650 Mitarbeiter produziert und an die Automobilhersteller Mercedes, BMW und Porsche verteilt werden. Dieser Tank sollte ein Leck habe. Drei Mitarbeiter seien bereits durch die Flüssigkeit verletzt oder ohnmächtig geworden. Die Alarmierung erfolgte für acht dafür im Alarmplan vorgesehene Feuerwehren. Darunter auch Neutraubling, Pentling und Sünching, die Einsatzkräfte mit einer besonderen Ausbildung vorhalten. Die „Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung“ stand Wilfried Hausler ebenso zur Seite wie der auf Gefahrgut spezialisierte Kreisbrandmeister Manuel Odwody.
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Abpumpen von Gefahrgut |
Wie Weltraumeinsatz
Teilweise mutete die Übung wie ein futuristischer Weltraumeinsatz an. Die Wehrmänner mit ihren gelben und grünen Chemikalien- sowie den gasdichten Schutzanzügen unter denen sich auch Sauerstoffflaschen verbargen -, leisteten Schwerstarbeit. „Da drunter schaffst du vielleicht 15 oder 20 Minuten, dann musst du raus“, so eine Führungskraft über die Befindlichkeit dieser engagierten Männer.
Die Verletzten wurden in Sicherheit gebracht, provisorisch abgespritzt. Bald war die „große Dekontaminations-Kette“ aufgebaut.
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Bergung einer ohnmächtigen Person |
Erstversorgung gesichert
Kleine Wannen, aufblasbare Kabinen standen bereit, um die Menschen und deren Kleidung gründlich zu reinigen von der Chemie, und schließlich dem Arzt- und Sanitätsteam für die Erstversorgung zuzuführen. Die Einsatzleitung dokumentierte alles, als Text und im Plan. Die Lage des Unglücksortes, der Verletzten und den Ablauf. „Das ist für die Nachbesprechung sehr wichtig!“, erklärten Marco Streh und Christoph Sonntag, die aus Steinsberg und Hemau kamen. Unterlaichling war für das Wasser zuständig. Eggmühl und Inkofen unterstützten die Atemschutzträger.
Zufriedene Verantwortliche
Wilfried Hausler war sehr zufrieden. „Alles hat super geklappt!“, sagte er bei der Abschlussbesprechung. Man habe sich diese Übung sehr zu Herzen genommen, weil sie etwas ganz anderes zum Inhalt hatte als sonst. Beteiligt waren alle 11 Schierlinger Feuerwehren, selbst wenn sie nicht unmittelbar gebraucht wurden. „Sie sollten zuschauen, damit sie wissen, wie sie in einem solchen Fall zuarbeiten können“, so Hausler. Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer dankte besonders den Aktiven für die „sehr schöne Übung“, bei der deutlich wurde, was für eine Menge Platz bei der Bewältigung eines Gefahrgutunfalls gebracht wird.
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Einsatzleiter KBM Wilfried Hausler beobachtete konzentriert den Ablauf der Übung |
Feuerwehrgroßübung in Schierling
Einsatzkräfte. Die Feuerwehren aus Schierling, Neutraubling, Sünching, Eggmühl, Inkofen, Unterlaichling, Pentling und Sanding sowie die Unterstützungkräfte und der Malteser Hilfsdienst Oberdeggenbach-Grafentraubach waren Hauptakteure der Übung. Fast die gesamte Feuerwehrführung des Landkreises beobachtete das Geschehen.
Material. Zwanzig Fahrzeuge waren im Einsatz mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Die speziellen Schutzanzüge werden im Einzelfall zum Teil nur einmal benutzt und dann entsorgt.
Verzicht. Auf weitere Übungsteile, wie den Einsatz der Drehleiter und das Verlegen einer Kilometer langen Wasserleitung zur Großen Laber hatte Hausler wegen des ganztägigen Starkregens am Samstag verzichtet.
Das sagten Aktive und Zuschauer
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Lukas Schober
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Lukas Schober aus Walkentstetten fand es als Jungfeuerwehrmann super, dass er das bisher theoretisch gelernte und auf Bildern angeschaute Geschehen jetzt erstmals praktisch live erleben konnte. „Die kennen sich aus!“, stellte er anerkennend fest und war sehr beeindruckt.
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Heinrich Gerstl
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Heinrich Gerstl, der Sandinger Feuerwehrkommandant war für die Bereitstellung von Atemschutz vorgesehen, sofern dieser angefordert worden wäre. Er fand die Übung als großes Projekt sehr beachtlich und „hoch interessant“, wie voll motiviert die Einsatzkräfte ans Werk gingen.
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Michelle Schneider
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Michelle Schneider aus Mannsdorf ist noch Schülerin und hat das Ziel, zur Feuerwehr Mannsdorf zu stoßen. Deshalb ließ sie sich diese Übung nicht entgehen. Sie wollte sehen, „was wirklich los ist bei der Feuerwehr“, und das was sie gesehen hat, bestärkte ihr Interesse.
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Rudi Lang
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Rudi Lang, der technische Betriebsleiter von SMP staunte über die Anzahl und die tolle Einsatzbereitschaft der Feuerwehrleute. Er dankte für das Engagement und die Übung, gerade in seinem Betrieb, denn beim Feuer- und Katastrophenschutz seien die Betriebe auf die Wehren angewiesen.
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Martin Gascher |
Martin Gascher ist seit Jahrzehnten Aktiver bei der Schierlinger Wehr und auch er war voll des Lobes. Seine letzte Gefahrgutübung liege etwa 30 Jahre zurück, erinnerte er sich. Damals sei man bei weitem nicht so ausgerüstet gewesen wie heute und auch die Gefahrengüter hätten zugenommen.
Impressionen von der Brandschutzübung
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Auch auf die Sicherheit der Einsatzkräfte war zu achten, weshalb diese mit Atemschutz ausgestattet waren |
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Vorbereitende Arbeiten mit gesichertem Verletzten |
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Bergung eines Verletzten |
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Zelt für die ärztliche Versorgung wird aufgebaut / Versorgung durch den Sanitätsdienst |
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Logistik |
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Aufnahme des Verletzten |
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Transport des Verletzten |
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Große Feuerwehrpräsenz im Gewerbegebiet |
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Abschlussbesprechung |
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Vorbereitet für den Ernstfall |
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Positives Resümee bei der Abschlussbesprechung |
Text und Fotos: Fritz Wallner