Eltern müssen ihren Einfluss wahrnehmen

Der Elternabend – Gesellschaft muss hinschauen

SCHIERLING, 28.07.2016. Die Eltern haben Einfluss darauf, was ihre Kinder und Jugendlichen über die schädlichen Wirkungen von übermäßigem Alkoholgenuss wissen und wie sie damit umgehen. Und diesen Einfluss müssen sie wahrnehmen, auch wenn das Kind bereits 18 Jahre ist. Das war eine wichtige Erkenntnis aus dem Elternabend an der Placidus-Heinrich-Mittelschule Schierling im Rahmen der Alkohol- und Drogenpräventionswoche, also der Aktion zur Vorbeugung vor Missbrauch. Denn Alkohol ist ein Giftstoff im Körper und der Einfluss dieses Suchtmittels auf das Gehirn ist nicht mehr rückgängig zu machen!

Schulleiter Sepp Hoffmann dankte bei der Begrüßung den Jugendpflegerinnen Dani Liebl und Kathrin Robl sowie Schulsozialarbeiterin Carola Hanusch für die Initiative zu dieser Woche. „Weil wir versuchen vorauszudenken!“, so Hoffmann, und weil die Balance dafür gefunden werden muss, dass Bier in Bayern Nahrungsmittel bleibt und trotzdem junge Menschen nicht nach einer durchzechten Nacht auf der Komastation landen.

Der Brief des Bürgermeisters

Für „alles in Maßen“ – und nicht in Masskrügen – warb auch Bürgermeister Christian Kiendl. Er hielt es für sehr bedenklich, dass bei Partys junger Menschen der Schnaps Einzug gehalten hat. „Das muss die Gesellschaft von Schierling interessieren, weil damit die jungen Leute Schäden davontragen, die nicht mehr zu reparieren sind!“, so Kiendl. Deshalb habe er im Frühjahr 534 Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren angeschrieben und sie gebeten, möglichst die Finger vom Alkohol – und von Drogen sowieso – zu lassen. Er hoffte, dass dieser Brief auch innerhalb der Familien das Gespräch über dieses Thema ermöglichte.

Alkohol macht aggressiv

Reinhold Hawel, Präventionsbeamter bei der Polizeiinspektion Neutraubling, hob die enthemmende Wirkung des Alkohols hervor. Bei Kindern und Jugendlichen haben in Bayern die Straftaten unter Alkoholeinfluss einen Anteil von 12,8 Prozent. Aggressions- und Gewaltdelikte werden insgesamt zu einem Drittel unter Alkoholeinfluss begangen. Er ermunterte die Eltern, auch in den Privaträumen den Alkoholgenuss möglichst nicht zuzulassen.

Erwachsene müssen hinschauen

Christine Brueckl von der Stelle für Suchtprävention und Suchtberatung am Landratsamt/Gesundheitsamt Regensburg stellte das seit 2009 laufende Projekt „HaLT“ – Hart am Limit – vor. Begünstigt werde der Alkoholgenuss von Kindern und Jugendlichen aufgrund der traditionellen Verankerung in der Gesellschaft, der gesellschaftlichen Akzeptanz sowie der Tatsache, dass heute K:inder und Jugendliche viel Geld haben und der Alkohol billig ist. „In anderen Ländern gibt es in den Geschäften keinen Alkohol!“, so Brückl. Weil die Gesetzgebung zurückhaltend sei, müsse bei der Prävention woanders angesetzt werden. Eine Gefahr seien Gruppen und Vereine, in denen traditionell getrunken wird. „Weil alle trinken, trinke ich auch“, sei ein häufiges Motiv für den Einstieg. Aber auch Verstärkungsmotive, Bewältigungsmotive und soziale Motive spielen eine Rolle. Es sei jedenfalls für die Erwachsenen wichtig hinzuschauen. „Unser Ziel muss es sein, einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Alkohol zu ermitteln!“, so Brückl. Denn die Sucht wird erlernt, und je früher Alkohol konsumiert wird, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, süchtig zu werden.

Verantwortungsvoller Umgang als Ziel

Gar kein Alkohol für Jugendliche ab 16 Jahren sei oft auch keine Lösung, so Brückl. Doch wichtig seien Trinkregeln, wie etwa, nicht bei Trinkspielen mitzumachen, gleich am Anfang sich nur eine bestimmte Menge Alkohol vorzunehmen, etwas zu essen vor dem Alkoholkonsum, Saft, Wasser oder alkoholfreie Getränke zu trinken, die wie Alkohol aussehen. Christine Brückl warb für das Heft „Alkohol im Jugendalter – Tipps für Eltern“, das kostenlos ausliegt und wertvolle Hinweise für die Eltern und die jungen Leute gibt.

Möglichkeiten der Einflussnahme sah die Referentin im Erziehungsstil, nämlich viel Wärme und Zuneigung mit ausreichend Strenge und Konsequenz, im „Monitoring“, also darin, dass Eltern über die Aktivitäten ihrer Kinder Bescheid wissen – und dass darüber gesprochen wird. Wichtig sei auch die Vorbildfunktion der Erwachsenen. Alkohol soll daheim so aufbewahrt werden, dass er für Kinder nicht zugänglich ist. Und schließlich: Eltern sollen nicht gemeinsam mit ihren Kindern Alkohol konsumieren oder auch rauchen!

 
Text: Fritz Wallner