Übergangsklassen zu Besuch im Wertstoffhof

In Schierling lebende Flüchtlingskinder informierten sich über Wertstoffe und Recycling

SCHIERLING, 07.05.2016. Integration von ausländischen Mitbürgern ist derzeit ein großes Thema in der Gesellschaft. Seit einigen Wochen sind an der Placidus-Heinrich-Mittelschule Schierling zwei Übergangsklassen - Ü-Klassen – neu eingerichtet. Übergangsklassen sind die vielfältigsten Klassen Bayerns. Die meisten Schüler und Schülerinnen stammen aus Ländern, in denen Krieg und Not herrscht. Einige haben vorher kaum eine Schule von innen gesehen; andere sind gebildeter als deutsche Gleichaltrige. Nun vereint sie, dass sie zuerst einmal die deutsche Sprache lernen wollen. Viele wohnen in Schierling, ein großer Teil kommt aber auch aus dem südlichen Landkreis Regensburg.

Die Schüler und Schülerinnen im Wertstoffhof
Als Teil der Integrationsbemühungen führten in Schierling Klimaschutzmanager Franz Hien sowie Viola Kohlmeier und Maria Jörchel vom Wertstoffhof die Schülerinnen und Schüler aus aller Herren Länder in die Geheimnisse deutscher Mülltrennung ein

Die in Schierling wohnenden Flüchtlingskinder stammen überwiegend aus Syrien, erläuterte Schulleiter Sepp Hoffmann. Zusätzlichen kommen viele Kinder aus dem ganzen südlichen Landkreis nach Schierling, denn die Ü-Klassen in Neutraubling und an Regensburger Schulen waren zum Teil überfüllt. Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Wurzeln in Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Russland, Kroatien, im Iran und der Ukraine. Jetzt ist Schierling ihre schulische Heimat. „Wir sind damit eine internationale Schule geworden“, so Hoffmann.

Der Kenntnisstand ist sehr unterschiedlich, und gerade darin liegen die besonderen Herausforderungen für die Klassenlehrerinnen Sabine Kunst und Sabine Behrend. Denn während bei einzelnen versucht wird, sie so schnell wie möglich in die Realschule oder aufs Gymnasium zu bringen, müssen andere – obwohl sie schon über zehn Jahre alt sind – erst das Alphabet und die Zahlen lernen oder auch lernen, überhaupt einen Stift zu halten. Hoffmann überlegte erst jüngst zusammen mit der Schulsozialarbeiterin Carola Hanusch, den Klassenlehrerinnen und anderen beteiligten Lehrerinnen, welche Integrationsprojekte angestoßen werden können. Denn die „Neuen“ sollen an der Schule Schierling auch dann bleiben, wenn sie so gut Deutsch gelernt haben, dass sie in die Regelklasse gehen können. „Wir sind gefordert und stellen uns dieser Herausforderung!“, so der Schulleiter.

Ein wichtiger Teil davon ist die Idee der Schierlinger Schule, dabei mitzuhelfen, dass die jungen Leute mit Gepflogenheiten und Verhaltensweisen in Deutschland in Berührung kommen – als Grundvoraussetzung und Teil von Integration. Zusammen mit Schierlings Klimaschutzmanager Franz Hien erhielten die etwa 30 Kinder und Jugendlichen im Wertstoffhof eine Einführung zum Umgang mit Müll. Viola Kohlmeier und Maria Jörchel vom Wertstoffhof-Team informierten darüber, welche Stoffe in welche Behälter geworfen werden sollen. Bei den Fragen der Kinder ging es auch darum, ob es im Wertstoffhof alte Fahrräder gibt.

Hien erklärte den Unterschied zwischen PS/PP und PET-Flaschen anhand der Unterscheidungsmerkmale. Beim Recycling-Glas sollten nach den Worten von Kohlmeier die Behälter eigentlich ohne Deckel in den Container geworfen werden. Auch CD und DVD standen im Fokus des Interesses der Schüler.

Manch einer staunte nicht schlecht über die Entsorgung von Elektroschrott, und auch darüber, was so alles weggeschmissen wird. So gab es alte Fernseher und Lampen, aber auch Akkus, die wegen einer möglichen Kurzschlussgefahr einzeln in Beutel verpackt gelagert werden müssen. Im Container waren auch Waschmaschinen und Geschirrspüler, die aber allesamt defekt waren.

Kühl- und Gefriergeräte sowie Wärmepumpen können wegen der enthaltenen Kühlmittel nicht im Wertstoffhof in Schierling abgegeben werden, sagte Maria Jörchel. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert bei der Sache. Über manches wunderten sie sich sichtlich, doch war es schließlich auch verständlich. So wurden nicht nur verschiedene Kunststoffe in die entsprechenden Container gegeben, sondern auch so manches „Kunstwerk“ aus den Behältern wieder mitgenommen, weil einige von ihnen sagten, dass man so etwas Schönes doch nicht einfach wegwerfen könne. Damit die Schüler auch in Zukunft die Öffnungszeiten des Wertstoffhofes kennen, wurde ihnen von Viola Kohlmeier eine Infokarte übergeben.

 
Text und Foto: Fritz Wallner