Langer „Brummi“ im Einsatz

Zwei Gigaliner pendeln zwischen Schierling und Sindelfingen

SCHIERLING, 03.11.2015. Mit einer Länge von über 25 Metern und sieben Achsen gehören die „Gigaliner“ noch zur Ausnahme auf Deutschlands Straßen. Seit einigen Tagen transportiert ein solches Gespann - auf einer genau festgelegten Route – jedesmal bis zu 312 Stoßfänger vom SMP-Werk Schierling zum Mercedes-Benz-Standort Sindelfingen. Vom Kommunalunternehmen Schierling waren bereits bei der Planung die Straßen und der Kreisverkehr im Gewerbegebietes „Am Birlbaum“ darauf ausgelegt worden. Durch die deutlich erhöhte Ladekapazität wird eine Kraftstoff- und CO2-Einsparung von etwa 25 Prozent sowie eine Lärmreduzierung erwartet.

Einer der Gigaliner beim Beladen
In Schierling beobachteten, v.l. Michael Striegl und Michael Schalk von SMP-Peguform zusammen mit Bürgermeister Christian Kiendl das erste Beladen des nagelneuen Gigaliners

Es war die Jungfernfahrt für das fabrikneue Fahrzeug selbst, die Transportfirma Schuon und Chauffeur Norbert Instinsky sowie für das SMP-Werk. Sechseinhalb Meter länger ist der Gigaliner als die sonst zulässigen längsten Brummis. Es handle sich um ein “ganz neues Fahren“ schilderte Instinsky seine ersten Eindrücke. Besonders in der Kurve habe er es bemerkt.

Versandleiter Carsten Mattiessson vom SMP-Werk Neustadt hatte schon während der Rohbauphase des neuen Schierlinger Werks die Genehmigung beim Bundesverkehrsministerium für den Pendelverkehr zwischen Schierling und Sindelfingen beantragt. Deutschland testet sie seit dem Jahr 2012 auf bisher gut 10000 Kilometern in neun Bundesländern, und zwar in Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen - aber nur auf vorgeschriebenen Strecken. Die B 15neu gehört dazu.

Bei dem neuen Arbeitsgerät von Instinsky handelt es sich um ein hochprofessionelles und voll technisiertes Fahrzeug. Seine Arbeitsaufträge erhält er über das Internet auf einen Bildschirm im Cockpit. Ein Abstandsradar unterstützt ihn zusammen mit einer Rückfahrkamera auch in schwierigen Situationen. „Mit diesem Fahrzeug darf ich nicht einmal auf der Autobahn überholen“, beschreibt der Trucker-Pilot eine vom Gesetzgeber verfügte Einschränkung. Der Auflieger mit 4 Achsen ist ein Zwischending zwischen einem Anhänger und einem Sattelzugauflieger. Denn im Normalbetrieb läuft er einfach mit, doch wenn es schwierig wird, kann der Chauffeur eine eigene Lenkung des hinteren Teil hinzunehmen. Gerade das macht die große Freude von Instinsky aus: „Mit diesem Auto fahr‘ ich lieber als mit einem normalen Sattel“, sagte er geradezu euphorisch. Auf einem eignen Display kann er die Bewegungen des Aufliegers verfolgen. Und noch etwas: „Man fällt halt auf der Straße auf“, so die Beobachtung bei der Jungfernfahrt.

Zwei Fahrzeuge hat das Logistikunternehmen Schuon im Einsatz, die ständig zwischen Schierling und Sindelfingen pendeln. Es sind die ersten von insgesamt 160, die für das Unternehmen laufen. „Jeden Tag ist ein solches Fahrzeug um 7 und um 19 Uhr in Schierling“, informierte Schierlings SMP-Logistikleiter Michael Schalk Bürgermeister Christian Kiendl, der sich zur sehr frühen Stunde die Jungfernfahrt nicht entgehen ließ. Auf täglich etwa 50 LKW-Fahrten schätzte Schalk das derzeitige Verkehrsaufkommen. „Und das alles unbemerkt vom Ort“, denn das Gewerbegebiet liegt westlich der B 15neu.

Der Gigaliner beim Befahren des Kreisverkehrs
Problemlos kann das über 25 Meter lange Gefährt den großen Kreisverkehr im Gewerbebiet „An der Fruehaufstraße“ bewältigen

Gigaliner

Ausmaße. Ein Gigaliner ist maximal 25,25 Meter lang und bis zu 60 Tonnen schwer. In Deutschland dürfen Lang-Lkw die herkömmlichen Achslasten und Gesamtmassen von grundsätzlich 40 Tonnen nicht überschreiten.

Volumen. Das Volumen ist so viel größer, sodass anstelle von bisher 3 LKW-Fahrten für die gleiche Menge Güter nur noch zwei notwendig sind und dabei nur unwesentlich mehr Sprit verbrauchen.

Zahl. Nach einer Mitteilung des Bundesverkehrsministeriums waren im August bundesweit von 46 Firmen insgesamt 126 Lang-Lkw bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) registriert.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner