„Ihr seid das Salz der Erde.“

Gelübdetag: Historische Predigt und aufrüttelnder geistlicher Impuls

SCHIERLING, 05.05.2015. Am 1. Mai erfüllten in Schierling Bürgerinnen und Bürger – darunter insbesondere Vereine mit ihren Fahnen - mit Gottesdienst und Prozession zum Gedenkstein das Gelübde, das auf die Rettung aus Kriegsnot vor 70 Jahren zurückgeht. Vom 19. bis 27. April 1945 war das Hauptquartier der deutschen Kriegswehrmacht südlich der Mainlinie mit Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabs im Pfarrhof Schierling untergebracht. Die Erfüllung des Gelübdes sei die Antwort der Menschen auf die Treue Gottes, sagte der katholische Pfarrer Josef Helm.

Segnung des Gedenksteins
In Schierling wurde das Gelübde zur Errettung aus Kriegsnot erfüllt, das vor 70 Jahren gemacht worden war

Am 25. April 1945 waren sechs Jagdflugzeuge über der Muna erschienen, um sich über den ersten Angriff zu orientieren. Dort waren mindestens 6000 Tonnen Giftkampfstoffe gelagert, die in den Wochen zuvor aus allen Teilen Deutschlands angeliefert worden waren. Wären sie in die Luft gegangen, so wäre wahrscheinlich in einem Umkreis von bis zu 20 Kilometern das Leben ausgelöscht worden.

Pfarrer Franz Xaver Laubmeier hat damals von der Kanzel aus – mit Zustimmung der Gläubigen – versprochen, durch ein Gelübde Gott den Dank zu erweisen, wenn Schierling gerettet wird. Im Jahre 1945 wurde das Titularfest der Corporis Christi Bruderschaft als Dankfest gefeiert.

Jetzt, 70 Jahre später, verlas Pfarrer Helm beim Gottesdienst die historische Predigt von Pfarrer Laubmeier mit der in die Zukunft gerichteten historischen Bitte: „O Herr, bewahre unser Volk und unsere Heimat, dass Gottlosigkeit und Gottvergessenheit uns nicht wieder in ein solches Unglück stürze, in welches das ganze deutsche Volk in diesen Jahren gestürzt ist!“.

Beim Gedenkstein machte der evangelische Pfarrer Uwe Biedermann den ungeheuerlichen Anspruch dieser Bitte bewusst. Gleichzeit erinnerte er daran, dass damals viele Leute nach Schierling gekommen sind, die flüchten mussten oder vertrieben wurden. Auch heute kämen Menschen aus anderen Ländern, um Zuflucht und Hilfe zu suchen. „Salz der Erde“ müssten insbesondere die Christen sein, so Biedermann. Das Gewissen der Menschen sei gefragt und die Solidarität. „Sich selber genug sein, nichts anderes für heilig und wertvoll zu erachten, ist die höchste Form der Verblödung!“, stellte er fest.

Wir dokumentieren nachstehend:
die historische Predigt von Pfarrer Laubmeier aus dem Jahre 1946
den geistlichen Impuls des evangelischen Pfarrers Uwe Biedermann vom 1. Mai 2015

 
Text und Foto: Fritz Wallner