Gentechnikanbaufreie Gemeinde

Markt Schierling war vor fünf Jahren bei den ersten dabei

SCHIERLING, 30.12.2014. Vor fünf Jahren hat sich der Markt Schierling zur gentechnikanbaufreien Gemeinde erklärt. Er ist damit dem Freistaat Bayern gefolgt, bei dem vor fünf Jahren die letzte gentechnisch veränderte Pflanze geerntet wurde. „Seitdem werden im Freistaat weder gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut noch zu Forschungszwecken freigesetzt. Bayern ist somit seit fünf Jahren gentechnikanbaufrei“, sagte die bayerische Umwelt- und Naturschutzministerin Ulrike Scharf, bei der Jubiläumsfeier im Gartensaal des Prinzregententheaters München eingeladen, zu der auch Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl eingeladen war und daran teilnahm.

Ministerin Ulrike Scharf und Bgm. Christian Kiendl
Bei der Jubiläumsveranstaltung „5 Jahre gentechnikanbaufreies Bayern“ traf Schierlings Bürgermeister Christian Kiendl auf die bayerische Umwelt- und Naturschutzministerin Ulrike Scharf

Der Markt Schierling ist neben Pettendorf die einzige Gemeinde im Landkreis Regensburg, die diese Selbstverpflichtung eingegangen ist. Und eine von rund 200 Kommunen in ganz Bayern. Bei der Festansprache erinnerte die Ministerin daran, dass seit 1984 in der Bayerischen Verfassung der Auftrag „Der Staat schützt die natürlichen Lebensgrundlagen“ enthalten ist. Es habe sich in Bayern eine herausragende Verantwortungskultur entwickelt, an der sehr viele Akteure beteiligt sind. Und zwar nicht nur der Staat und die Gemeinden, sondern auch die Landwirtschaft, Imker, Naturschützer und Verbraucherverbände seien daran beteiligt. Triebfeder des Handels sei nach den Worten der Ministerin die Schöpfung und der Mensch. Bayern frage nicht, welches Maximum zu erzielen sei, sondern welches Optimum. Bei diesem Thema habe die bayerische Penetranz auch zu einer außerbayerischen Akzeptanz geführt.

Nicht zuletzt deshalb zollte Prof. Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Bayern Respekt, dass es dieses Thema aufgegriffen und umgesetzt habe. Dies sei ein ermutigendes Signal an die engagierte Bevölkerung, nämlich, dass es sich lohnt, sich dafür einzusetzen. Um Private zu motovieren, sah Weiger in erster Linie die Gemeinden gefordert, weil damit schon einmal die kommunalen Flächen vor dem Anbau von genmanipulierten Pflanzen geschützt werden.

Am 3. Februar 2009 hatte der Marktgemeinderat beschlossen, „dass der Markt Schierling auf eigenen Flächen auf den Einsatz der ‚grünen Gentechnik‘ vollständig verzichtet, künftig bei der Verpachtung von Flächen den Verzicht auf Gentechnik als Bestandteil des Pachtvertrages aufnimmt, bei Grundstückseigentümern und bei Einzelhändlern aktiv dafür geworben wird, ebenfalls auf den Einsatz von Gentechnik zu verzichten, in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, …) nur Lebensmittel zu vertreiben, die nachweislich aus gentechnikfreier Produktion stammen.“

Beim anschließenden Gespräch zwischen der Ministerin und Bürgermeister Kiendl wurde deutlich, dass die Auswirkungen von Lebensmitteln, die mit Hilfe von Gentechnik erzeugt wurden, auf die Gesundheit nicht geklärt sind. Sicher sei jedoch, dass Gentechnik den Menschen und der Umwelt durch den langfristig erhöhten Einsatz giftiger Spritz- und Düngemittel schadet. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen bedrohe außerdem die Artenvielfalt. Und Gentechnik verhindert nicht den Hunger in der Welt, denn mit Hilfe von Gentechnik werden vorrangig Futtermittel wie Soja oder Mais für Nutztiere in den Industrieländern produziert. Auch Ertragssteigerungen werden durch Gentechnik nicht erzielt. Der Bürgermeister war froh, damals zu einer der ersten Gemeinden in Bayern gehört zu haben. Der Antrag im Marktgemeinderat damals stammte von der Bürgerliste.

Die Pressemitteilung des bayerischen „Lebensministeriums“ – so nennt sich das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz – ist hier nachzulesen: Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 13.11.2014

 
Text und Foto: Fritz Wallner