Neues Geschäftshaus soll den Ortskern prägen

Marktgemeinderat ändert den Bebauungsplan und gibt grünes Licht für Bauvorhaben

SCHIERLING, 27.02.2014. Der Marktgemeinderat hat die Weichen für den Bau eines Geschäftshauses an prominenter Stelle im Ortskern gestellt. In der Sitzung am Dienstagabend haben die Marktgemeinderäte sowohl die notwendige Änderung des Bebauungsplanes als auch das konkrete Bauvorhaben genehmigt. In dem dreistöckigen Gebäude sollen ein Netto-Markt, ein Einzelhandelsgeschäft, Büros und Praxen sowie die Gemeindebücherei, der Familienstützpunkt und die Polizeiwache Platz finden.

Modell des Geschäftshauses von Osten
Dort, wo jetzt noch das alte Feuerwehrhaus im Ortskern steht, soll ein Geschäftshaus gebaut werden. Der Marktgemeinderat gab dem Vorhaben nun grünes Licht.

Das Interesse der Bürger an der Sitzung war groß. Nach der Bürgerbeteiligung Anfang Februar hatte es auch Kritik an dem Bauvorhaben gegeben. Bürgermeister Christian Kiendl sagte in einer rund halbstündigen Vorrede zum Thema „Neuer Ortskern“, dass es sich der Marktgemeinderat, als er die Änderung des Bebauungsplanes im Dezember letzten Jahres auf den Weg gebracht hatte, nicht leicht gemacht habe. „Von Anfang an waren uns die sensiblen Themen klar, wie der Hochwasserschutz und eine mögliche Lärmentwicklung“, sagte Kiendl. Frühzeitig habe der Markt deswegen Fachleute hinzugezogen, um die eventuellen Risiken zu untersuchen.

Die Ergebnisse der Fachleute hätten den Marktgemeinderat überzeugt und seien auch bei der Bürgerbeteiligung vorgestellt worden, zu der alle Anlieger schriftlich eingeladen worden seien. Bei der Bürgerbeteiligung ging es laut Kiendl hauptsächlich um die Höhe des Gebäudes wegen der Gefahr einer Verschattung der Nachbarhäuser, die Größe mit der Nähe zur Großen Laber, die Hochwassersituation und die Anlieferzeiten.

Modell des Geschäftshauses von Osten

„An wichtigen Stellschrauben gedreht“

Den Bedenken und Anregungen habe sich der Markt zusammen mit Planern und Investoren in den letzten Wochen intensiv gewidmet. Das Ergebnis: „Die grundsätzliche Figur bleibt so, wie sie mit dem Bebauungsplan auf den Weg gebracht worden ist. Trotzdem haben wir an einigen – sehr wichtigen – Stellschrauben gedreht.“

Der Bürgermeister machte deutlich, dass die Wandhöhe für die beiden ersten Geschosse des Gebäudes um einen halben Meter auf 9,50 Meter verringert wird. Die Gebäudehöhe orientiere sich am Betreuten Wohnen und am Seniorenheim. Gerüchte, dass das Gebäude neun Meter höher als die Sparkasse werden solle, bezeichnete Kiendl als „Quatsch“.

Gleichzeitig werde nun das oberste Stockwerk statt um zwei Meter um 3,50 Meter nach Innen gerückt. Bei der Simulation hinsichtlich des Schattenwurfes, die in der Sitzung auch gezeigt wurde, habe sich ergeben, dass es im Frühling, Sommer und Herbst keine Beeinträchtigungen gebe. Im Winter werfe das geplante Gebäude allerdings zu bestimmten Tageszeiten Schatten auf benachbarte Häuser. Kiendl betonte, dass die Anlieferzeit jetzt nicht mehr um 6 Uhr morgens zugelassen werde, sondern erst ab 7 Uhr bis spätestens 22 Uhr. Er berichtete, dass laut Netto die Warenanlieferung meistens während des Tages erfolgen soll.

Das Thema Hochwasser habe man von Anfang an im Blick gehabt, so Kiendl. Das geplante Gebäude liegt im Überschwemmungsgebiet, daher bedarf es laut Wasserwirtschaftsamt einer Ausnahmegenehmigung, bei der neun Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Eine davon ist, dass sich der Neubau nicht nachteilig auf Ober- und Unterlieger auswirken dürfe. Auch dürften „eine Gefährdung von Leben oder erhebliche Gesundheits- oder Sachschäden nicht zu erwarten sein“. Laut Kiendl erfülle man alle Voraussetzungen. Somit halte das Wasserwirtschaftsamt den Bau an diesem Standort für „vertretbar“.

Diplom-Ingenieur Gerhard Bortner vom Büro Blasy und Overland sei mit seinen Berechnungen zu dem Ergebnis gekommen, dass durch das geplante Geschäftshaus der Wasserspiegel nur am neuen Gebäude selbst und am Parkplatz um bis zu drei Zentimeter ansteige. Andere Gebäude seien in keinem Teil des Ortes betroffen.

Gebäude wird zur Großen Laber hin abgeschrägt

Nachdem von einem Bürger angeregt worden war, das Gebäude kürzer zu machen oder die Süd-West-Ecke (Laber-Seite) abzuschrägen, hat Bortner auch diesen Fall berechnet, wobei sich das Ergebnis nicht ändert. Trotzdem werde das Erdgeschoss des Gebäudes an der Laber-Seite auf einer Breite von elf Metern um drei Meter verkürzt. Weiter berichtete Kiendl, dass noch vor Inkrafttreten des geänderten Bebauungsplanes rund 1000 Kubikmeter Ausgleichsvolumen auf einem Grundstück in der oberen Laberaue entlang des Schererbaches ausgehoben und ökologisch gestaltet werde, um „auf der sicheren Seite zu sein“. Laut Berechnungen bedürfe es nur eines Ausgleichvolumens von 817 Kubikmetern.

Hochwasserschutz in Gänze betrachten

Außerdem seien weitere Maßnahmen zum Hochwasserschutz für den Ortskern bereits geplant, damit so wenig Wasser wie möglich hinein gelange. So sollen Regenrückhaltungen am Paringer Graben und am Allersdorfer Bach gebaut werden. „Hochwasserschutz ist keine Sache, die an einem Punkt funktioniert. Hochwasserschutz ist großräumig anzugehen“, sagte Kiendl.

Sicherlich werde das Verkehrsaufkommen steigen, sagte Kiendl. Der Verkehr werde selbstverständlich geregelt. Zwischen Rathaus und Nagelstudio soll man in Zukunft nur noch auf den Parkplatz mit 84 Stellplätzen einfahren können. Aus- und Einfahrt seien gegenüber der Sparkasse und von dort auf die Hauptstraße.

Der Bürgermeister betonte zum wiederholten Mal, dass die Möglichkeit Lebensmittel einkaufen zu können auf Dauer eine Belebung des Ortszentrums gewährleiste. Es wäre für den Ort fatal, wenn sich „die ganze Musik“ am Ortsrand abspielen würde. „Das neue Gebäude wird den Ortskern prägen“, sagte Kiendl und dies sei auch der städtebauliche Anspruch des Marktes. „Es war von Anfang an unser Bestreben, dass dort nicht ein gesichtsloses eingeschossiges Gebäude steht, wie es an der Ortseinfahrt eines jeden größeren Ortes zu finden ist.“ Die Einführung des Bürgermeisters ist hier im Wortlaut nachzulesen:
Einführung von Bgm. Christian Kiendl (PDF, 0,05 MB)

Nachdem Bauamtsleiter Manuel Kammermeier die wichtigsten Punkte der einzelnen Fachstellen und Eingaben der Bürger verlesen hatte, stimmte der Marktgemeinderat gegen die Stimme von Konrad Beck der Änderung des Bebauungsplanes zu. Elfriede Treppesch (Freie Wähler) sagte, dass durch die Aussage des Wasserwirtschaftsamtes, der Bau sei „vertretbar“ deutlich werde, dass der Hochwasserschutz hinter dem Wunsch der Neugestaltung der Ortsmitte zurückstehe.

Das Bauvorhaben selbst wurde dann ebenfalls mit der Gegenstimme von Konrad Beck mehrheitlich befürwortet. Maria Feigl (CSU) appellierte, sich etwas zu trauen. Der moderne Bau sei ein Gewinn für die Ortsmitte.

Info

Das neue Geschäftshaus sieht einen Netto-Lebensmittelmarkt mit etwas mehr als 1000 Quadratmetern, einen weiteren Laden im Erdgeschoss sowie Praxen und Büros im ersten Obergeschoss vor. Darüber sollen die Gemeindebücherei, der Familienstützpunkt und die Polizeiwache auf 400 Quadratmetern Platz finden. Die Bücherei bekommt eine Dachterrasse, das Flachdach wird begrünt. Erdgeschoss und erster Stock werden nicht höher als 9,50 Meter, mit dem zweiten Stock beträgt die Gebäudehöhe 12,50 Meter. Die Fassade soll teilweise mit Holz verschalt werden. Es sind rund 84 Parkplätze geplant. Bauherren sind die Gebrüder Ademaj aus Schierling.

 
Text: Sebastian Brückl, Allgemeine Laberzeitung
Fotos: Fritz Wallner