Ortskern lebendig halten

Bürgerbeteiligung zur Bebauungsplanänderung

SCHIERLING, 07.02.2014. Bei der Bürgerbeteiligung zur Änderung des Bebauungsplanes Nr. 31 „Neuer Ortskern“ ging es in erster Linie um eine mögliche Verschlechterung der Hochwassersituation und um befürchtete Verschattungen von Nachbargrundstücken. Diplom-Ingenieur Bortner vom Büro Blasy und Overland hatte dazu Detailberechnungen durchgeführt und erklärt, dass durch das geplante neue Geschäftshaus der Wasserspiegel nur am neuen Gebäude selbst und am Parkplatz um bis zu drei Zentimeter ansteigt. Andere Gebäude sind in keinem Teil des Ortes betroffen.

Bürgermeister Christian Kiendl begrüßte im Rathaus die knapp 30 Bürgerinnen und Bürger und freute sich über deren Interesse. Die Planung sei sehr wichtig für die künftige Funktion des Ortskern, so der Bürgermeister, denn nur mit Einkaufsmöglichkeiten in der Ortsmitte werden die Zentren nicht aussterben. Dies sei eine gesicherte Erkenntnis bei der Ortsplanung. Und es entspreche in Schierling dem überwiegenden Bürgerwunsch, der bei der Bürgerbeteiligung zur Erarbeitung des Gemeindeentwicklungskonzepts sehr deutlich artikuliert worden sei.

Einkaufsmarkt gewünscht

Über 1000 Bürgerinnen und Bürger hatten vor einigen Jahren dagegen protestiert, als der Penny-Markt in der Ortsmitte geschlossen wurde. Unmittelbar danach hat der Bürgermeister damit begonnen, nach einer Alternative Ausschau zu halten. Es wurden Verhandlungen mit verschiedenen Anbietern und Betreibern geführt. Und gleichzeitig wurde ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet, der die Verträglichkeit eines neuen zentralen Gebäudes untersuchte. Erst nachdem das Verwaltungsgericht Regensburg bestätigt hatte, dass am westlichen Ortsrand kein neuer Lebensmittelmarkt mehr gebaut werden darf, richteten die Lebensmittelketten ihr Augenmerk auf den Ortskern.

Vielfältige Nutzungen

Mit den Gebrüdern Ademaj wurde ein einheimischer Investor gefunden, mit dem es über die Jahre hinweg enge Kontakte gab. Das neue Geschäftshaus als zentraler Mittelpunkt sieht einen Netto-Lebensmittelmarkt, ein Cafe mit Freisitz, einen weiteren Laden im Erdgeschoß sowie Praxen und Büros im Obergeschoß und darüber die Gemeindebücherei, Familienstützpunkt und die Polizeiwache vor.

Architekt Florian Riesinger erklärte, dass das Gebäude abgestuft geplant wurde, wonach das jeweils obere Geschoß wesentlich kleiner sei als das darunterliegende. Das oberste Geschoß mit etwa 400 Quadratmeter habe eine herausgehobene öffentliche Nutzung mit Dachterrasse und Lesegarten zur Bücherei. Die Gebäudehöhe orientiere sich nach Riesinger an der Höhe des neuen Senioren- und Pflegeheimes sowie dem betreuten Wohnen. Die Grundfläche des Gebäudes habe sich in erster Linie aus den Anforderungen ergeben, die für den Netto-Markt vorgegeben wurden.

Brücke ist die Engstelle

In der Diskussion wurde befürchtet, dass das neue Gebäude zu sehr an die Laber heranrücke und deshalb eine Engstelle entstehe, die bei Hochwasser zu Problemen führe. Diplom-Ingenieur Bortner, der die hydraulische Untersuchung dafür erarbeitet hatte, machte deutlich, dass sich – bei einem 100-jährigen Hochwasser - das Gebäude nur punktuell am Parkplatz auswirkt und keine schädlichen Wirkungen für bereits bestehende Gebäude hat. Ein Bürger machte bewusst, dass die eigentliche Engstelle nicht das Geschäftshaus, sondern die Brücke sei und diese nicht verändert werden könne. Bortner versicherte den Bürgern – wie er das auch einige Monate vorher bereits gegenüber dem Marktgemeinderat getan hatte, - dass in seine Berechnungen die neuesten Erkenntnisse der Wasserwirtschaft und auch eigene Messungen eingeflossen sind. „Es gibt nach unserem Modell an keinem anderen Haus bei Hochwasser einen Anstieg des Wasserspiegels!“, fasste Bortner zusammen. Der Architekt ergänzte, dass der Parkplatz mit einem kontinuierlichen Gefälle zur Laberaue hin angelegt wird.

Schutz von Nachbargrundstücken

Bedenken von Bürgern galten der Höhe des Gebäudes. Insbesondere Nachbarn machten sich Sorgen, dass ihr Grundstück stärker beschattet sein könnte. Der Architekt wies darauf hin, dass das Geschoß mit der öffentlichen Nutzung Bücherei an zwei Seiten bereits um zwei Meter zurückgesetzt sei, um Beeinträchtigungen nicht aufkommen zu lassen. Die vom Gesetz geforderten Abstände seien alle eingehalten.

Bürgermeister Kiendl betonte, dass alle Bürgereinwendungen fachlich umfassend geprüft und bewertet sowie dem Marktgemeinderat bei der nächsten Sitzung vorgelegt werden.